und dann …

Schreiben, schreiben, schreiben! Ich will schreiben, aber ich schreibe nicht. Das liegt an mir und meinem Leben. Auch wenn viele meinen, Ich und mein Leben, das sei ein und dasselbe, handelt es sich doch um zwei Dinge, die sich nur hin und wieder überschneiden und gleichen.
Mein Leben, das ist, was mir passiert in China, das ist der Lärm, die Straßen, die Frauen, das Essen aber vor allem meine Arbeit, mein Wohnheim und meine neuen Freunde.
Ich, das ist, was ich will und was ich mache. Leider habe ich mich verändert in den Jahren; wenn ich früher mit nichts und einer Flasche Bier zufrieden war, will ich heute mehr. Oder besser: erwarte ich mehr von mir. Zur Zeit will ich meine Arbeit gut machen und dabei besser werden, einen guten Blog schreiben, Chinesisch lernen, viel Sport machen und etwas Freizeit haben. Meistens schaffe ich drei dieser Fünf, bevor die Woche um ist. Ich bin nicht zufrieden mit mir, oh nein. Ich habe schon überlegt, auf meine Freizeit zu verzichten. Aber das geht nicht, erstens kann ich es nicht und zweitens passieren in der freien Zeit oft die Dinge, über die es sich später zu schreiben lohnt.

Der Lärm und Ich
Ich muss gestehen, ich, der sich so gern als Reisenden sieht, habe einen kleinen Kulturschock. Obwohl, es ist nicht die Kultur, die mich erschreckt. Es ist der Lärm. Wo man hinkommt, egal wann man kommt, der Lärm ist schon da. Ich habe keinen Kulturschock, ich habe einen Soundschock.
Die Chinesen hupen, als würde es um ihr Leben gehen. Aber das ist falsch, es geht um dein Leben. Wenn ein Chinese hupt, dann ist er mit seinem Moped hinter dir und du musst springen. Die Chinesen schreien, als stritten sie, dabei reden sie über das Wetter. Vielleicht reden sie auch über mich, was ich verstehen kann, ich rede auch gern über mich, aber ich schreie doch auch nicht. Dazu dröhnt aus jedem Laden und jedem Lädchen laute Musik. Chinesischer Schlager oder amerikanischer Hip-Hop, aber das ist eigentlich auch egal. Im Eingang vieler Läden steht dann eine lokale Schönheit, die mit Mikro die Angebote des Ladens anpreist. Wenn sich der Laden keine Lady leisten kann, dann haben sie ihr eigenes Geschrei aufgenommen und lassen es per Endlosschleife ablaufen: Das klingt grässlich. Fast wünscht man sich die Hupen, aber die sind eh immer da. Wenn irgendein Chinese meint, es sei zu leise, dann brennt er ein Fass Feuerwerk ab. Das vertreibt die bösen Geister und mich, hilft aber leider nicht gegen meinen Kater. Sollte man einmal eine einsame Straße gefunden haben, in der es leise ist, weil kein Chinese da ist, dann schreit der erste Chinese der auftaucht laut HALLO!, vor Freude einen Ausländer für sich allein zu haben.
Und ich sage euch, wenn noch so ein Moped von hinten hupt, dann! Dann werde ich… , Ich …, Dann weiß ich auch nicht, was ich dann mache. Rache!
Immer wenn mich auf Reisen meine Eindrücke, oder die Lautstärke überwältigen, hilft mir mein altes Mantra: Der Exot bin ich.
Denn die Chinesen machen alles richtig, schließlich sind wir in China. Und nicht nur in China machen sie es richtig. Ich erinnere mich an Gespräche, die ich auf langen Reisen mit anderen Deutschen führte.
„Der Inder an sich ist laut“, stimmten wir überein.
„Der Araber brüllt gern.“
„Was ich aus Spanien vermisse, sind die lauten Bars, die sind so laut, dass man sein eigenes Wort nicht versteht“, erzählte mir eine Spanierin in Berlin.
Freunde, wir müssen der Wahrheit ins Gesicht schauen: Wir sind die Stillen. Lärmbelästigung, Ruhestörung: Deutsche Worte.
Wir sind leise und distanziert, oft machen wir keinen Unterschied, weil uns niemand bemerkt. Einen Chinesen oder Inder, der’s darauf anlegt, übersieht niemand. Der Deutsche ist der, der beleidigt im Hintergrund steht und sich die Ohren zuhält. Im russischen und polnischen lautet das Word für uns Deutsche не́мец bzw. Niemiec. Geht man zur Sprachwurzel, heißt das der Stumme. Meine Lieblingssprachwissenschaftlerin meint, das bezöge sich darauf, dass der Deutsche keine ordentliche slawische Sprache beherrschte. Ich meine, der Name kommt daher, dass die Deutschen, egal welche Sprache sie sprechen, so leise sind.
Während wir am Rande stehen und denken: Ruhestörung!, Lärmbelästigung!, haben die anderen einen Heidenspaß.
Aber ich habe meine Lösung gefunden. Ich werde mir eine Hupe kaufen, eine tragbare, eine laute Hupe, werde ich mir kaufen. Und der nächste Mopedfahrer der mich anhupt…
Das ist Rache, das ist Integration: Ich werde Spaß haben!

Das Wohnheim und ich
Das Wohnheim liegt glücklicherweise abseits der Straße, es ist recht still hier. Von außen ist mein Heim vor allem hässlich, doch auch wenn es kaum hässlicher sein könnte, ist es doch schöner als alle Neubauten Jekaterinburgs. Auch wenn man in China in einen omnipräsenten Smog getaucht ist, habe ich hier das Gefühl frei atmen zu können und aufrecht gehen zu dürfen. In Russland musste ich mich, obwohl alles weit und groß ist, ständig bücken. Die Diktatur Chinas hingegen ist eine politische, sie mischt sich nicht ins Private. In Russland schien das Lächeln verboten, wahrscheinlich ist den Russen aber das Lachen von allein vergangen. In China wird viel gelächelt, ich weiß zwar nur warum sie lachen, wenn sie über mich lachen, jedoch illuminiert selbst der chinesische Spott die Straßen der Stadt und taucht die hässlichsten Häuser in ein angenehmes Licht.

Über das Lachen:
In Deutschland wird, vergleichen wir uns mit unseren europäischen Nachbarn, wenig gelacht. Dazu kommt, dass wir
meinen, über das falsche zu lachen. Wir meinen, das unser Humor humorlos sei. Wir wären gern, selbstironisch wie die Briten, explosiv wie die Iberer, romantisch wie die Gallier usw. Da sage doch irgendwer noch einmal, dass die Deutschen nicht komisch seien. Egal, viele Deutsche denken gern von sich, sie lachten zu wenig und wenn, dann über das falsche. Ich stimme insoweit zu, dass anderswo mehr gelächelt und gelacht wird. Es sei denn, dieses Anderswo ist zufälligerweise Russland. In Russland wird nicht gelacht, zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Das russische Lachen gehört denen, die es sich verdient haben oder dessen Recht es ist, von Geburt aus: den Freunden und der Familie. Russen misstrauen dem westlichen „anbiedernden, falschen“ Lachen. Mir wurde gesagt, dass eine typische großmütterliche Ermahnung an ein übermütiges Kind laute: „Lache nicht soviel, du verbrauchst dein Glück.“ Das ist für mich das brutalste, was man einem Kind sagen kann. Fast sehe ich Wanjuscha und Manjetschka, wie sie die Hände vor dem Mund zusammenschlagen, wenn sie sich beim Lachen erwischt haben: „Oh nein, wieder etwas Glück verlacht.“
In China ist das anders. Hier wird ständig gelacht. Wenn auch über andere Dinge als bei uns. Auch bedeutet das Lachen etwas anderes als in Europa. Wann, warum, wozu gelacht wird, habe ich noch nicht herausgefunden. Aber ich bleibe am Ball. Sicher ist schon mal, das Chinesen sehr gern über Weiße lachen. Dass das so ist, ist leicht zu beweisen. Zum einen hängen in jedem Bus Fernseher. Das übliche Programm zeigt Europäer, die irgendetwas falsch machen oder einen Unfall bauen. Die Chinesen lieben es zu sehen, wie sich Europäer lächerlich machen oder verletzen, darüber lachen sie gern. Der zweite Beweis bin ich selbst. Viele Chinesen lachen, wenn sie mich sehen. Ob sie aus Scham oder Begeisterung lachen oder einfach, weil ich lachhaft bin, weiß ich nicht und bis ich es herausgefunden habe, ist es auch nicht wichtig. Bis dahin lache ich einfach mit: wer nicht über sich selbst lacht, sollte über gar nichts lachen. Wer das nicht versteht, der hat auch nicht verstanden, worum es beim Lachen geht: Lachen macht glücklich. Wenn ich glücklich werden kann, weil andere mich für lachhaft halten, dann ist das nicht mein Schaden.

Vor dem Wohnheim liegt eine Art See. Er ist zumindest groß wie ein See*. Ich befürchte, dass ich, wenn ich in den umliegenden Restaurants Fisch bestelle, etwas aus diesem See bekomme. Aber immer wenn ich daran denken muss, stecke ich mir einfach die Finger in die Ohren und singe laut, denn der Fisch ist lecker.
An dem „See“ liegt ein eine Art Slum, in den ich Nachts keinen Zeh stecken würde, durch dessen Gassen ich aber am Tag gern laufe. Zwischen, vor und hinter den Häusern und Hütten betreiben die Anwohner Landwirtschaft. Entlang der Felder fließen Bäche, die schlimmer stinken als ich nach einer durchzechten Nacht. Ich denke, dass auch dieses Gemüse schon auf meinem Teller gelandet ist, aber was soll’s, ich singe gern mit vollen Mund.
Zwischen meinem Wohnheim und der Straße liegen die Schlafsäle der proletarischen Studenten, die sich solidarisch kleine Zimmer mit vielen Betten teilen müssen.
Zwischen den Schlafsälen liegt ein großes Freilichtrestaurant. Überall wird gebraten und gebrutzelt. Gekocht und gegart. Und gegessen. Chinesen scheinen den ganzen Tag zu essen, Essen ist in China das, was in Deutschland Fußball und Bier ist: ein nationales Hobby. Die Chinesen haben ein erotisches Verhältnis zum Essen. Vielleicht bin ich ja auch Chinese. Selbst wenn ich drei Jahre hier bleibe, kann ich nicht alle Gerichte probieren, die in den umliegenden Straßen angeboten werden. Das ist ein Problem, denn (fast) alles ist lecker, auch der Fisch und das Gemüse.
Innen ist das Wohnheim sauber, geradezu steril. Zumindest sind das die netten Worte, die mir einfallen. Die Stimmung in seinen leeren Fluren schwankt zwischen Nervenheilanstalt und leisem Horror. Glücklicherweise sind die Flure selten leer.
Denn das Wohnheim ist bewohnt, hier wohnen die Wohnheimbewohner, eine Pförtnerfamilie und ich. Die Wohnheimbewohner wohnen hier, die Pförtnerfamilie wünscht, sie täten es nicht, und ich sollte es eigentlich nicht. Zumindest dann nicht, wenn man glaubt, was in Arbeitsverträgen steht. Ich war da wohl etwas naiv, aber das war mein erster Arbeitsvertrag, zumindest der erste, den ich gelesen habe. Nun bin ich, statt in einem Apartment zu wohnen, im Wohnheim untergebracht. In den nächsten Semesterferien soll ich mein Apartment bekommen, vorerst habe ich einen Schlüssel, der mir viele Freunde verschaffen könnte, wenn ich ihn nutzte.
Die Wohnheimbewohner kommen aus der ganzen Welt und aus China. Die aus der Welt sind Austauschstudenten aus der ersten und Stipendiaten aus dem Rest der Welt. Gemeinsam machen sie aus der sterilen Nervenheilanstalt ein multikulturelles Irrenhaus.
Auf meiner Etage wohnt beispielsweise ein jemenitisches Dorf. Scheinbar herrscht im Wohnheim eine Art Apartheid. Zumindest werden die Studenten nach Nationalitäten in Schubladen bzw. in Etagen gesteckt. Warum ich bei den Arabern wohne, weiß ich nicht. Wenn ich in meinem Zimmer bin und Stimmen höre, dann sprechen diese jedenfalls auf Arabisch zu mir. Wenn die Stimmen besonders laut sind, weiß ich, dass sie gemeinsam essen. Wenn ich dann das Zimmer verlasse, darf ich mitessen. Die Stimmen, das sind Khaled, Hammed und andere. Zum Essen breiten sie eine Plastikfolie auf dem Flur unserer Etage aus und sitzen im Kreis um eine große Schüssel, angefüllt mit Reis, Gemüse und Fleisch. Wenn ich mich zu ihnen setzen möchte, rücken bereitwillig alle Hintern zur Seite um Platz für einen weiteren – meinen – zu machen. Gegessen wird mit den Händen, dabei wird viel geredet und geschmatzt. Hin und wieder bekomme ich eines der seltenen Fleischstücken gereicht – eat, eat. Arabische Gastfreundschaft in China.
Irgendwann fragten sie mich, wie ich es mit Israel und Palästina halte.
Ich versuche, es mir leicht zu machen und sage richtungslos: „Idioten.“
Doch das funktioniert nicht.
„Wer ist der Idiot?“, fragt Khaled.
Da muss ich nicht lange überlegen: „Israel“, sage ich und Jemen war glücklich.
Nun, ich sehe die Sache zwar etwas differenzierter, aber um meine Nachbarn freundlich zu stimmen, so dass sie auf mich und meine Tür achten, würde ich die dritte Intifada ausrufen.
Die Jemeniten sind keine Austauschstudenten, sie feiern nicht, sie studieren. Und sie leiden, sie vermissen ihre Familien, ihr Land und ihr Essen. Das chinesische Essen ist ihnen zu scharf. Sie müssen viel studieren, zusätzlich zu dem „normalen“ chinesischen Studienprogramm müssen sie jeden morgen zwei Stunden Chinesisch lernen.
Die chinesischen Wohnheimbewohner sind hier, weil sie die Kinder ihrer Eltern sind; d.h. ihre Eltern sind reich. Auf Nachfrage leugnen sie dies zwar, aber nur um später zu erzählen, dass ihre Väter – Ihre Mütter besitzen ihre Väter – Fabriken besitzen. All meine Schüler wohnen hier. Meine Vorgesetzte erklärte mir einmal, dass es jedes Jahr viel Arbeit sei und lange dauere, die Studenten, die an dem Programm teilnehmen dürfen, auszuwählen. Das Programm ist begehrt, da es erlaubt, in Deutschland zu studieren. Vielleicht erleichtert den Zugang zum Programm dieselbe Qualifikation, die chinesischen Studenten ermöglicht, im internationalen Wohnheim unterzukommen: Reiche Eltern.
Manchmal, wenn ich in meinen Zimmer liege und mich deutsch verhalte – d.h. ich will meine Ruhe haben –, und draußen die Chinesen sowie auf meiner Etage die Araber Krach machen, dann kann ich nur dankbar sein für mein Leben. Als Europäer zu leben, heißt besser zu leben, als ein König im Mittelalter. Und schlimmer noch: Unsere Privilegien verfolgen uns durch die ganze Welt. Die Araber auf meiner Etage müssen härter studieren, als ich es je musste und nur wenige von ihnen, werden irgendwann besser bezahlt werden, als ich heute. Immerhin wohnen sie – wie ich – in Einzelzimmern mit Klimaanlage. Die Chinesen im internationalen Wohnheim haben Zwei- oder Vierbettzimmer mit Klimaanlagen. Die Chinesen in normalen Wohnheimen „leben“ in Achtbettzimmern ohne Klimaanlagen. So zu leben, in Achterzimmern zu wohnen, kann ich mir nicht vorstellen. Unter diesen Umständen zu studieren oder zu arbeiten, erscheint mir unmöglich.
Nun gut, ich muss es auch nicht. Gezeigt zu bekommen, wie verwöhnt ich bin, tut mir aber sehr gut. Es relativiert meine kleinen Eingewöhnungsprobleme und macht mich bescheiden.
Die internationalen Austauschstudenten wohnen in Einzelzimmern und haben nichts zu tun. Deshalb saufen sie und reden:
„Ich will endlich, was Gelbes ins Bett bekommen“ „Das chinesische Essen ist zu scharf“
„Die Toiletten stinken“ „Chinesische Frauen sind so süß beim Sex.“
„Ich habe gesehen, wie sie auf die Straße gekackt hat.“ „Sie haben alle kleine Schwänze.“
„Da hat das Kind einfach auf die Straße geschissen.“
„Ich will endlich mit einer Chinesin schlafen“ „Ich habe einen großen weißen Penis!“

„Prost!“ „Ich bin stinksauer!“ „Scheiß Chinsen“ „Wo bekommt man hier eine gute Pizza“
„Mir ist schlecht“

Besonders die Toiletten-Geschichten werden gern mit einer Leidensmiene erzählt, wie ich sie sonst nur aus Reportagen aus Kriegsgebieten oder über vergewaltigte Kindern kenne. Wobei ich zugeben muss, dass ich mich bisher an die altdeutsche Weisheit halte: Gegessen wird auswärts, aber geschissen wird zuhause.
Wenn den Wohnheimbewohnern das solide Saufen langweilig wird, spielen sie Trinkspiele und das am liebsten mit chinesischen Mädchen; sie hoffen, dass der Alkohol aus dem guten Mädchen eine Frau macht. Bis jetzt habe ich von keiner geglückten Transformation gehört. Da es eine Art Ausgangssperre gibt, wird oft auf dem Zimmer eines Freiwilligen gefeiert und gespielt. Das ganze ist ungefähr so, wie ich mir amerikanische College-Partys vorstelle. Hauptbeschäftigung auf meiner einzigen Party war, mit Tischtennisbällen auf fremde Biergläser zu schmeißen, wenn man ins Glas traf, musste der Besitzer austrinken. Das war lustiger als es sich anhört. Zumindest bis zum nächsten Morgen. Als ich aufwachte, wünschte ich mir sofort, ich hätte es nicht getan. Tot zu sein oder noch einmal zum Islam zu konvertieren und diesmal alle Regeln zu befolgen, waren echte Alternativen. Als sich langsam andere Erinnerungen an den Abend aus den Dunst befreiten, versank meine Selbstachtung weiter im Nebel. Besonders „gern“ denke ich an die missglückten Versuche meine Nachbarin zum Küssen zu überreden oder den Moment, als ich wiedermal damit beschäftigt war, einen Tischtennisball aus meinem Bier zu fischen und ein paar meiner Schüler die Party enterten. Sie sahen mich von vorn entgeistert an, während von hinten ein Deutscher schrie: „Trink, du Schlampe!“ Eine SMS reisst mich aus meinen Erinnerung. Der erwähnte Deutsche schrieb:

Ich wurde gerade wach.
Entschuldige, dass ich deinen Schülern versucht habe zu erklären,
was „trink, du Schlampe“ heißt.

Dann sind da eben noch zwei Deutsche. Es gibt zwar auch Amis, Italiener und Franzosen, aber der Macht der Exilgemeinschaft bin ich nicht entkommen. Am meisten treffe ich die beiden. Es sind zwar BWLer, aber ich mag sie trotzdem. Mit dem einen gehe ich trainieren, mit dem anderen saufen. Gut, auch der eine kann saufen, der andere macht es aber lieber und öfter, erstaunlich ist eher, dass ich öfter trainiere, als saufe.
Der andere säuft tatsächlich zu oft für mich, aber die Art wie er ans Land herangeht, ohne nüchtern zu bleiben, erinnert mich an einen alten Freund, der immer bei mir ist.
Der eine wurde – so wie er redet – in der Bundeswehr sozialisiert, der andere überall. Sein Vater war im Auswärtigen Dienst und mit seinen 23 Jahren hat er wahrscheinlich schon in mehr Ländern gelebt, als ich mit meinen 38. Er lebte auch schon 5 Jahre in China, in Shanghai. Das war zwischen seinem 13. und 18. Jahr, nach eigenem Bekunden war er in dieser Zeit immer betrunken und nie zuhause bei seiner Familie. Gemeinsam halten die beiden mich von vielem ab, was ich mir vorgenommen habe, – der Vorwurf geht nicht an sie, sondern an mich – wie z.B. mehr zu schreiben oder Chinesisch zu lernen.
Gerade gestern, als ich schreiben wollte, riefen sie mich von meinen Balkon herunter, weil sie mich für ein Frisbeespiel brauchten. Sie spielten eine Mischung aus Frisbee und Rugby. Nach 10 Minuten war ich ohne Fremdeinwirkung zweimal umgeknickt und humpelte (floh) vom Spielfeld. Ich bin älter und Deutschlehrer geworden und bin nach China gezogen, aber ich bin immer noch ein Weichei. Das macht aber nichts, die BWLer mögen mich trotzdem.

Ganz oben in der Hierarchie des Wohnheims stehe natürlich ICH (→ neue Bescheidenheit) und das kann ich beweisen. Nachts, ab 23 Uhr ist Sperrstunde, dann werden alle Türen abgesperrt, dann verwandeln sich die Wohnheimbewohner in Höhlenbewohner, die nicht herauskönnen, auch nicht wenn es brennt. Für die Chinesen scheint das in Ordnung zu sein, für den Rest der Welt im Wohnheim ist es das nicht. Aber am schlimmsten ist es für die Pförtnerfamilie. Denn die Pförtnerfamilie steht ganz unten in der Hierarchie des Wohnheims. Die Pförtner haben gleich links neben dem Haupteingang ihre Rezeption, die auch ihre Wohnung ist. Ich glaube nicht, dass sie für ihre Arbeit viel mehr bekommen als diesen Wohnraum. An der Tür hängt ein großes Schild, auf dem man in vielen Sprachen lesen kann, dass, wer zu spät kommt, draußen bleiben müsse, dass die Pförtner die Tür für niemanden öffnen würden. Die Chinesen kommen selten zu spät nach Hause. Wenn sie es doch tun, lassen sie sich ausschimpfen und bringen der Pförtnerfamilie kleine Geschenke. Irgendwelche Austauschstudenten kommen jede Nacht so spät, dass es schon wieder früh ist. Jedoch darf der arme Pförtner sie weder ausschimpfen, noch bekommt er Geschenke. Jede Nacht wird er mehrfach geweckt, jeden Morgen sieht er fertiger aus. Seine Bezahlung ist eine Wohnung, die ein Durchgangszimmer für respektlose Ausländer ist. Ich werde ihn nicht mehr wecken ‑ weil ich nämlich wichtig bin, habe ich einen Schlüssel für die Hintertür bekommen. Ich darf kommen und gehen, wann ich will. Nur bin ich, seit dem ich den Schlüssel habe, nicht mehr ausgegangen. Ich werde halt erwachsen. Ich bin ein seriöser verantwortungsbewusster Lehrer. Und ich bin wichtig, schließlich habe ich einen Schlüssel.
Nachtrag:Seit gestern braucht man eine Magnetkarte, um das Wohnheim zu betreten oder zu verlassen. Die Magnetkarte ist der Studentenausweis. Da ich kein Student bin, habe ich keinen Ausweis. Seitdem das Kartensystem installiert wurde, ist mein Schlüssel ganz nutzlos. War ich vorgestern noch der einzige, der kommen und gehen konnte, wie er wollte, bin ich jetzt der einzige, der das nicht kann. Ich bin der Volksrepublik China sehr dankbar für ihre fortgesetzten Bemühungen, mir Bescheidenheit beizubringen, hätte aber trotzdem gern eine Magnetkarte.

* Die Ausdehnung entspricht einem See, der Rest ist Tümpel

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